Joshua Williamson ist in meinen Augen und vermutlich nicht nur in denen, gerade einer der spannendsten Comicautoren der Gegenwart. Die Leidenschaft mit der er sich diesem Genre verschrieben, ist bezeichnend und gleichzeitig beeindruckend. Unzählige neue Ideen stammen aus seiner Feder, z.B. Nailbiter und Birthright, doch diese Titel sind da nur die Spitze des Eisbergs. Daher kann man eigentlich nicht anders, als nach dem fulminanten Auftakt von Ghosted, auch den zweiten Band zu lesen. Keine Frage der erste Teil dieser Reihe konnte überzeugen, da gab es für den zweiten Teil (Heft 6-10) eigentlich keine Bedenken.
Während im letzten Band das Motiv, eine Anlehnungen wohl im Film „Ocean‘s Eleven“ zu suchen waren, kam es mir in diesem Buch nun so vor, als gäbe es bestimmte Anknüpfungspunkte und Ähnlichkeiten zu „From Dusk Till Dawn“, die vielleicht diesmal nicht ganz so offensichtlich sind, aber dennoch vorhanden. Alte Bekannte, mehr oder weniger mit Ansage, finden ihren Weg zurück ins Buch, ohne dabei allzu konstruiert zu wirken. Auch dieses Mal ist Jackson T. Winters, der Meisterverbrecher, wieder in seinem Element, denn diesmal dreht sich alles um alte Feinde und die Tochter von Wenona Blood Crow, die wie könnte es anderes sein, von einem Geist besessen ist. Ghosted ist und bleibt eine Serie mit vielen übernatürlichen Elementen und einer Prise Noir Crime Fiction. Die Erzählung selbst hat hier und da vielleicht ein paar Sprünge und hätte an der einen oder anderen Stelle sicher noch ein paar mehr Panel verdient, kann aber trotzdem überzeugen, wenn sie auch etwas hinter Band eins zurückbleibt. Sehr gelungen ist jedoch der Rückblick / Flashback zu seinem ersten Coup, der Winter in den Knast gebracht hat und der die Figur greifbarer und fassbarer macht. Das Ende vom zweiten Band wiederrum, hält eine Überraschung bereit, mit der man nicht gerechnet hätte und die definitiv Lust auf mehr macht.
Mit Heftausgabe #6 von Ghosted, also dem Beginn von Band zwei der Sammlung, gibt es einen neuen Illustrator, Davide Gianfelice. Diese konnte bereits in Northlander überzeugen, doch muss man, hat man den Zeichner der erste Hefte, Goran Sudzuka, im Hinterkopf, hier doch Abstriche machen. Der Strich ist kräftiger, die Konturen grober und mit weniger Details versehen als man sie bisher kannte, was ein kleiner Dämpfer ist. Dies fällt vermutlich nur im direkten Vergleich auf, aber dann umso deutlicher. Vielleicht ist es auch nur ein Problem mit der Kolorierung, denn eigentlich ist mir das Artwork von Gianfelice nie negative aufgefallen. Am Ende mag dies zwar ein kleines Manko für den zweiten Teil sein, ändert aber am guten Gesamtbild nichts. Heft 11 dieser Serie wird ein One Shot werden, den wird dann Goran Sudzuka noch einmal illustrieren, der dann vermutlich im dritten Sammelband enthalten sein wird, dann kann man beide Künstler direkt vergleichen.
Die Serie ist jedenfalls unheimlich populär und der dritte Band wird auf jeden Fall kommen und auch einen vierten Teil wird es geben. Bonusteil in diesem Buch ist das Interview mit Davide Gianfelice, sowie eine ganze Menge Artwork, Skizzen und Konzeptstudien, die wirklich Spaß machen, denn sie zeigen wie Seiten entstehen und welcher Entwicklung sie vom Entwurf zur fertigen Seite sie unterliegen.
Viel Spaß beim Hören der Besprechung zu “Ghosted 2: Ein gespenstisches Ritual”.
Ghosted 2: Ein gespenstisches Ritual
Autor: Joshua Williamson
Zeichner: Davide Gianfelice
Kolorierung: Miroslav Mrva
Softcover: 128 Seiten, farbig
Preis: 16,99 EUR
Verlag: Panini Comics
Die Besprechung zu:
Ghosted Band 1.
Nailbiter #1 bei [00:50:37]
Birthright #1 bei [00:17:40]
Let’s Talk Comics: Episode 60 – Joshua Williamson