Dieser Band ist sicherlich nichts für Traditionalisten, die am ganz klassischen verhaftet sind, aber für alle anderen ist es ein erfrischender und völlig neuer Lucky Luke, der sich einfach gut anfühlt. In diesem Abenteuer dreht sich alles, scheinbar um bekannte Themen, Jolly Jumper, die Daltons und wer hätte es geahnt, Lucky Luke. Wenngleich es anmutet als wäre Luke auf Freuds Couch, Jolly Jumper spricht nicht mit ihm, es schreit nach Veränderungen, als befände sich Luke in einer Midlife-Crisis. Aber gerade dies ist der Charme dieses Album, spricht Guillaume Bouzard doch viel an, was dem geneigten Fan vielleicht immer schon einmal bewegt hat oder auf der Zunge brannte. In diesem Buch liegt der emotionale Austausch klar im Vordergrund und selbst die Daltons bekommen ihr Fett weg, im positiven Sinne. Ohne schwermütig zu sein, geht diese Buch in die Tiefe, nimmt sich Zeit beim erzählen und wählte eine andere Form des Handlungsbogen. Auf der einen Seite ganz klassisch, auf der anderen eben doch nicht ganz wie gewohnt, aber diese Form der Überraschung hält diese Figur so jung.
Doch die meisten Kritiker stört das Artwork, dabei übersehen sie glatt, dass dies eben eine Hommage ist und persönlich stört mich dieser Stil, der viel mehr richtig Funny geht als üblich, überhaupt nicht. Eine Ikone wie Lucky Luke ist so konzentriert in ihrer Essenz, dass sie selbst als Werk von Pablo Picasso und Georges Braque, im Sinne des Kubismus, immer noch zu erkennen wäre. Gerade die neue Sichtweise auf alte und bekannt Figuren, ich denke da an Averell, machen diese Art der Zeichnung eben zu einem Erlebnis. Mich erinnert der Stil im Kern etwas an Bela Sobottke’s Artwork, wenn ich dies schreibe würde mir fast einen Album aus seiner Feder wünschen.
Am Ende ist diese Album vermutlich aufgrund seiner Optik nicht so eingängig wie die erste Hommage von Matthieu Bonhomme, macht aber nichts, da sie rein inhaltlich in meinen Augen um Längen besser ist. Diese Art der Verneigung vor Klassikern wünscht ihr mir öfters, sie bring neuen Wind in alte Serien, ohne sie der Lächerlichkeit preiszugeben und Morris wäre sicher stolz auf dieses Buch.
Viel Spaß beim Hören der Besprechung zu “Jolly Jumper antwortet nicht: Hommage 2″.
Helge Vogt: Autor und Zeichner von Alisik ihr findet ihn auf seinem Blog Trickwelt, sowie bei Twitter, Instagram, Facebook, & YouTube
Jolly Jumper antwortet nicht: Hommage 2
Autor: Guillaume Bouzard
Zeichner: Guillaume Bouzard
Farben: Philippe Ory
Übersetzer: Klaus Jöken
HardCover: 48 Seiten
Preis: ab 13,00 EUR
Verlag: Egmont Comic Collection
Link Tipp
Der Mann, der Lucky Luke erschoss: Hommage 1 CRFF219
Mehr von Lucky Luke auf Amazon und die Bücher zum Podcast:
Bei mir hätte das mit der Sprachlosigkeit von Jolly Jumper noch besser funktioniert, wenn die beiden anderen Gäule am Trog auch stumm geblieben wären. So bekommt der Leser den Eindruck, dass Pferde doch sprechen können.
Genau das habe ich auch gedacht. Irgendwie habe ich es im Podcast dann nicht erwähnt, weil es mir kleinlich vorkam, aber komplett ohne sprechende Pferde hätte es wirklich besser funktioniert.
Das Wort “Babo” kenne ich von meinen Kindern und von dem Podcast “Jesus” aus 1Live. Mir ist es auch aufgefallen bzw. aufgestoßen, aber ich sehe darin keinen wirklichen Mange. Klar ist es ein Modewort, welches irgendwann mal seinen Zenit überschritten hat, aber an gerade diesen Ausdrücken kann man später einmal die Zeit festmachen, in der das Comic geschrieben wurde. Das ist ungefähr so, wie wenn man ein älteres Superman Comic liest, in dem im Daily Planet noch mit Schnurtelefonen gesprochen wird. Finde ich ganz okay.
Gestern noch mal gelesen:
Man liest das Comic wieder anders, wenn man weiß, wer es übersetzt hat.
Da beginnt man zu rätseln, welche Sätze wörtlich übersetzt wurden und welche umgewandelt wurden.
Ein super Lucky Luke! Wie gesagt, für Traditionalisten vielleicht nichts, aber ich hab wirklich einige Male lachen müssen – einfach toll.
Und wie CJ es sagt: Nach dem Interview mit Klaus Jöken schaut man wirklich immer auch nochmal bei den Gags 2 Mal hin.