Mit „Old Man Logan“ stellt Jeff Lemire einmal mehr unter Beweis, dass man auch solchen Titeln, also jenen mit einer langen Geschichte und Tradition, als Autor seinen ganz individuellen Stempel aufdrücken kann. Dies ist ihm zuletzt, zumindest mit „Superagent Frankenstein“ und „X-Men“ jedenfalls teilweise gelungen, aber eben doch nicht so deutlich wie mit diesem Buch. Was er bei Essex County, The Nobody oder Sweet Tooth meisterlich zeigt, klingt auch hier an der einen oder anderen Stelle an und man vergisst fast, dass es sich dabei um ein Buch aus dem Marvel Universum handelt.
Logan / Wolverine kommt aus der Zukunft und findet sich 50 Jahre zurück versetzt, völlig überraschend und ohne Erinnerung. Langsam findet er diese wieder, dabei helfen ihm seine animalischen Instinkte. Er kommt aus einer Zukunft in der Amerika verwüstet ist, die Superhelden ausgelöscht sind und seine Familie getötet wurde. Doch er weiß wer die Übeltäter waren / sein werden und macht sich auf die Zukunft in seine eigenen Hände zu nehmen. Dabei schreibt Lemire einen mehr als überzeugenden Wolverine und auch wenn hier und da die Handlung schnell und vielleicht etwas sprunghaft vorangetrieben wirkt, fühlt es sich am Ende wie eine dichte und komplexe Geschichte an.
Was zum Teil aber auch am Artwork von Andrea Sorrentino liegt, das stellenweise an den jungen Frank Miller aus Sin City erinnert. Es ist düster, lebt von den vielen schwarzen Flächen, wirkt aber trotzdem nicht kühl oder stumpf. Ganz im Gegenteil es wirkt lebendig und echt, ein scheinbarer Gegensatz des alten Logan, in dem der Hitzkopf der Jugend noch lodert und dem man die verflossen 50 Jahre doch ansieht.
Dem ganz verleiht Marcelo Maiolo doch ein wohl dosiertes Finish. Stimmungsvoll setzt er alles gekonnt in Szene, sei es nun die Hitze und Einöde der Wüste oder die geschickte Einführung neuer Charaktere im Buch. Wie er ganz sanft Hawkeye zum Vorschein bringt oder den brutalen Kampf einfach in schwarz, weiß und rot inszeniert, was wiederum an Sin City erinnert, wirkt wohl dosiert und inszeniert und kann deshalb überzeugen.
Sicherlich mag ich gegenüber dem Charakter Wolverine etwas voreingenommen sein, aber diese Buch hat mich wirklich überrascht. Was Lemire, Sorrentino und Maiolo hier in nur 4 Heften abliefern ist beeindrucken, keine Spur von Berechenbarkeit, viele frische Ideen und ein wirklich packende und fesselnde Geschichte, die sich am Ende nach deutlich mehr anfühlte und sich hinter dem Klassiker „Wolverine: Old Man Logan“ von Mark Millar nicht verstecken muss.
Viel Spaß beim Hören der Besprechung zu “Old Man Logan 1″.
Old Man Logan
Autor: Jeff Lemire
Zeichner: Andrea Sorrentino
Farben: Marcelo Maiolo
Softcover: 100 Seiten, farbig
Preis: 12,99 EUR
Verlag: Panini
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Das Artwork in dieser Serie ist wirklich grandios und stimmungsvoll.
Hast Du inzwischen „Old Man Logan“ von Mark Millar gelesen.
Eine, wenn nicht die beste Wolverine Geschichte überhaupt.
Als bekennender Wolverine Fan kommst Du da eigentlich nicht vorbei.
Ja, diesen Band habe ich auch gelesen und er gefiel mir gut. Im direkten Vergleich wäre es schwer zu sagen, welcher besser ist. Millar ist halt immer sehr „action-getrieben“ und man spürt etwas künstlich, dass er auf diesen Klimax hinarbeitet. Bei Lemire schwingt da immer etwas mehr Emotion mit, was mir persönlich besser gefällt.
Bei Millar kommen die Emotionen durch die Action.
Da fand ich dieses „Verweigern“ von Logan seine Krallen auszufahren gut.
Außerdem waren da sehr viele Anspielungen auf das Marvel Universe.
Millar hat sich da eine eigene dystopische Zukunft geschaffen, die nicht hinter „Future Imperfect“ oder „Days of future past“ zurücksteht.
Die Zeichnungen finde ich jedoch bei Lemire besser.
Ist immer schwierig eine fortlaufende Serie mit einem One Shot oder einer Miniserie zu vergleichen.