Manchmal sieht man es Figuren in einem Comic nicht unbedingt an, ob sie später mal eine eigene Serie bekommen oder nicht, aber bei den Dead Detective Boys bot es sich gerade zu an. Denn in Sandman: Die Zeit des Nebels, laufen Edwin Paine (gestorben 1916) und Charles Rowland (1990 gestorben), fast wie die gute alte Cowboys, in den Sonnenuntergang, in neue unbekannte Abenteuer und man brennt förmlich darauf mehr von diesen beiden Figuren zu erfahren. Dies ist mit diesem Buch geschehen und natürlich vereinzelt auch in der Vergangenheit. Nun haben sie bei Vertigo ihre eigene Serie erhalten und dies mit ziemlich Erfolg.
Obwohl es keine Zusammenhängende große Geschichte ist, nimmt man einmal den roten Faden, der Suche nach der Vergangenheit, einmal außen vor, ist es vorliegend auch keine klassische Anthologie, sondern einzelne Fälle die diese beiden lösen. In Band 1 sind dies immerhin gleich 3 Geschichten, wobei diese von sehr unterschiedlicher Länge und Qualität sind. Eine sehr kurze, die aus Sicht der Auftraggeberin, sie ist ein kleines Mädchen, sehr bunt ist, der Rest trifft jedoch die düstere Grundstimmung von Sandman ziemlich genau. Man hat zwar das Gefühl der Autor Toby Litt muss sich erst von den Fesseln des Altmeisters Neil Gaiman befreien, dies gelingt ihm aber spätestens Mitte der zweiten Geschichte und findet die Vollendung im quasi dritten Akt dieses Buches. Von besonderem Reiz ist die neue Figur Crystal Palace, die nicht nur neu und alt verbindet, sondern auch ihre ganz eigene und ziemlich spezielle Note ins Spiel bringt. Sie ist sicherlich ein kleiner Punk Geek, die es aber faustdick hinter den Ohren hat und auch sonst nicht auf den Mund gefallen ist.
Muss man jetzt eigentlich Sandman gelesen haben, nein muss man nicht, auch wenn das Bild auf die Jungs, dann natürlich ein ganz anderes ist. Alle notwendigen Fakten werden jedoch auch in diesem Buch noch einmal geschildet, sodass der eine oder andere Leser, der die Figuren nicht kannte, spätestens dann, um die Vergangenheit der Figuren weiß und über diesen Umweg, sicherlich den Einstieg zu Sandman finden wird. Wobei dem Leser klar sein sollte, dass dieses Buch der „Dead Boy Detectives“ eine gut zu lesende Geschichte ist, einfach aufgebaut, jedoch nicht so komplex und philosophisch Aufgeladen wie das Original von Neil Gaiman.
Das der Ton der Zeichnungen, dem des Originals in den Sandman Ausgaben so ähnlich sieht, ist auch kein Wunder, hat doch der Autor Toby Litt den Zeichner Mark Buckingham an seiner Seite, der in letzter Zeit zwar eher als Autor für Fables bekannt wurde, aber auch für Sandman selbst schon tätig war und sogar mit Neil Gaiman direkt an “Miracleman: The Golden Age” gearbeitet hat. Zwar stehen sie ohne Frage im großen Schatten des Originals, kreieren mit den Bildern aber eine ebenso düstere Grundstimmung, die facettenreich ist und allenfalls hier und da ein paar Details vermissen lässt, wie sie bei Sandman gezeichnet worden wären. Die Farben sind gedeckt und flach koloriert, was jedoch eher ein Charme von Nostalgie versprüht, als zu stören.
Dies ist definitive ein Buch das sich entwickelt und bei dem man gespannt sein darf, ob sich der Anstieg der Qualität fortsetzen wird. Band 2 steht jedenfalls schon in den Startlöchern und bei Vertigo ist man ja auch schon bei Heft 12 (Stand 11/14) angelangt. Zu empfehlen ist erst die Lektüre von Sandman, vergleiche Ausgabe Comic Review #106, und dann Dead Boy Detectives, aber es bleibt dabei, direkt vergleichen fällt schwer, da Sandman in einer ganz anderen Liga spielt und Dead Boy Detectives eher “einfache Kost” ist.
Viel Spaß beim Hören der Besprechung zu “Dead Boy Detectives: Bd. 1: Die Ängste von Schuljungen”.
Dead Boy Detectives: Bd. 1: Die Ängste von Schuljungen
Autor: Toby Litt
Zeichner: Mark Buckingham
Softcover: 160 Seiten, farbig
Preis: 16,99 EUR
Verlag: Panini Comics