Früher oder später sollte man Sandman gelesen haben, dabei muss es ja nicht gleich der ganze Run von Neil Gaiman sein, dies wären dann immerhin 75 Hefte. Ein guter Einstieg ist jedenfalls Sandman: Die Zeit des Nebels (Heft 21 bis 28 der Reihe), denn dieser Teil hat dann zumindest eine recht bekannten “spin off”, bzw. zwei Figuren, deren Geschichte an anderer Stelle fortgesetzt wird, die Dead Boy Detectives. Der Ursprung dieser beiden findet sich im Buch selbst zwar lediglich in einem Heft, lässt aber eben viel Raum zum fortführen. Unabhängig von diesem Teil der Erzählung, bedienen sich nicht wenige Autor dieses Werkes und finden ihre Inspiration darin. Doch es ist keine leichte Kost, nichts, dass man mal ebenso “un passant” liest, nein hier sollte man sich Zeit nehmen und vermutlich einmal gelesen, wird man immer mal wieder zu diesen Wurzeln zurückkehren, weil man nicht fassen kann, wem dies alles als Inspiration gedient hat. Dabei ist das Thema des Buches, im eigentlichen Sinne, nicht neu, es ist der Kampf von Gut gegen Böse und der generellen Frage nach dem Sinn des Lebens. Die Psychologie des Menschen, die philosophische Betrachtung ,all das könnte langweilig und langatmig sein, doch weit gefehlt. Gaiman versteht es des Leser zu fesseln und diese Geschichten, das Große und Ganze nie aus den Augen verlierend, mit beachtlicher Geschicklichkeit zu erzählen. Dabei bringt er scheinbar schwere Themen mit einer Leichtigkeit ins Spiel, die einem beim Lesen fasziniert aufhorchen lassen. Die Ideen im Buch, das Thema der Geschichte, scheint auf den ersten Blick völlig ungeeignet für ein Comic und doch beweist er dass sie es nicht sind. Die Hölle ist zu, Luzifer hat keine Lust mehr und Dream ist der neue Herr über dieses Reich, ob er nun will oder nicht und dass alles nur, weil er seine Ex-Geliebte aus der Hölle befreien wollte, in die er sie vor unzähligen Jahren verfrachtet hatte. Auch, wenn man manchmal den Eindruck gewinnen könnte, dass sich Gaiman vielleicht an der einen oder anderen Stelle etwas verliert, überrascht er einem am Ende immer wieder und bringt alles zu einem geordnetem Ende.
Das Artwork mag vielleicht nicht mehr dem heutigen Standard entsprechen, hat aber unglaublich viel zu bieten, nicht umsonst gibt es sowohl Bücher nur mit dem Cover Artwork, als auch übergroße Ausgaben dieser Reihe. Es sind jeweils kleine Meisterwerke, die vielleicht am Anfang etwas spröde wirken, aber einen dann doch überzeugen und faszinieren.
Sicherlich kein Buch für Comic Einsteiger, aber dennoch etwas für Liebhaber und ambitionierte Leser, die vom heutigen Mainstream eher gelangweilt sind. Dieses Buch ist jedenfalls wie ein guter Wein es reift und wird mit der Zeit einfach immer besser. Bei dem Preis für eine Hardcover Ausgabe mit Kapielband und einer vermutlich nicht ganz ernst zunehmenden Biografie der Beteiligten, sollte man auf jeden Fall zugreifen.
Viel Spaß beim Hören der Besprechung zu “Sandman: Die Zeit des Nebels”.
Sandman: Die Zeit des Nebels
Autor: Neil Gaiman
Zeichner: Mike Dringenberg , Malcolm Jones III, Matt Wagner, Deck Giordano, George J Pratt, P Craig Russell
Softcover: 224 Seiten, farbig
Preis: 14,90 EUR
Verlag: Süddeutsche Zeitung Bibliothek Graphic Novels