WilsonBewertung 09 von 10

Dieses Buch von Daniel Clowes zeigt einmal mehr, dass er es wie kein Zweiter beherrscht, die Absonderlichkeiten des Alltag, die Skurrilitäten der Menschheit in wenigen Bilder und Strichen gekonnt zu erfassen und dem Leser zu vermitteln. Dabei ist dieses Buch weder ein Aneinanderreihung von Trivialitäten, noch Banalitäten, doch der kauzische Spezies Mensch, wird hier der Spiegel vorgehalten.
Im Fokus steht Wilson, ein Misanthrop wie er im Bilderbuch steht, schonungslos direkt unreflektiert offen und eben mit seiner direkten Art nie ganz falsch und sozial immer gründlich danebenliegend. Obgleich er dabei unheimlich Einsam wirkt und kaum echte soziale Kontakte hat, abgesehen von seinem Hund vielleicht, gesteht er sich selbst dies nicht ein.
Ein große Stärke dieses Buches sind die Dialoge, selbst wenn diese einmal länger ausfallen, sind sie immer spritzig und pointiert.
In One-Pagern, die auf den ersten Blick nicht wirklich zusammenhängend sind, aber letztlich doch den Abriss des Lebens von Wilson darstellen, zeichnet Clowes mit ganz unterschiedlichen stilistischen Mitteln das Bild seines Protagonisten. Das Spektrum reicht von Cartoonish zu einem typischen und bekannten Clowes. Genauso vielseitig wie sein Stil ist auch die Wahl der Farben, was den Leser zusätzlich bei Laune hält.
Alles in allem ein ungewöhnliches Buch, aber absolut zu empfehlen. Eine gelungene Übersetzung von Doris Engelke und wunderschön handgelettert von Michael Hau. Haptisch und Optisch ein sehr ansprechendes Buch aus dem Hause Reprodukt. Abgründig und witzig , ein Drama mit Humor, für Fans von Clowes ein Muss, für alles anderen ein Blick wert.

Viel Spaß beim Hören der Besprechung zu “Wilson”.

Patience
Autor: Daniel Clowes
Zeichner: Daniel Clowes
Übersetzung: Doris Engelke
Handlettering : Michael Hau
Hardcover: 80 Seiten, farbig
Preis: ab 20,00 EUR
Verlag: Reprodukt

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3 Comments

  1. Wilson legt wie viele Menschen im letzten Drittel ihres Lebens, eine rücksichtslose Offenheit an den Tag. Er stößt seine Mitmenschen regelmäßig vor den Kopf. Er lästert gerne über andere, bekommt aber gleichzeitig in seinem eigenen Leben nichts auf die Reihe. Das zeigt auch der Aufbau einer Seite.Wilson sinniert selbst recht tiefsinnig über ein Thema, um das ganze Konstrukt im letzten Panel kaputt zu reden. Trotzdem fühlte ich ganz unbewusst mit diesem Antihelden und in einigen Situationen ist er mir sogar sympathisch. Z.B. als er am Krankenbett seines Vaters die Pflegerin zusammenstaucht. Antihelden geben dem Leser wahrscheinlich mehr Berühungspunkte, als man glaubt. Wilson reiht sich als einsamer Grantler gut in diese Reihe ein in der so berühmte Comicfiguren wie Beetle Bailey oder Charlie Brown stehen.

    1. Wow, was für ein cooler, reflektierter Text. Kann ich so unterschreiben. Du scheinst wirklich alles zu lesen.
      (Was ist besser? Wilson, Ghost World, Patience …)

  2. Danke für die Blumen. Eigentlich lese ich euch nur hinterher.
    Wilson fand ich eingängiger und geerdeter als Patience.
    Ghost World habe ich nicht gelesen.

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