Vision: Eine (fast) normale FamilieBewertung 10 von 10

Vision, der Held aus den Avengers, eine Figur die bereits 1940 das Licht der Welt erblickt hat, kommt mit diesen Buch eine eigene Soloserie, frisch und unbefangen daher und vereint, dank des Autors Tom King, eine leichte & amüsante Seite, sowie ein metaphysisches Element, dem man nachgehen kann, sogar sollte. Vision ist eine Art modernes Frankenstein Monster, ein Homunculus, ein mechanisches Wesen mit einer Seele. Natürlich ist Vision modern, fast menschlich, zumindest was das äußere Erscheinungsbild angeht und doch mit der schrulligen Logik einer Maschine. Er baut sich eine Familie, sie sich einfügen soll, menschliche Züge und Eigenarten erlangen soll. Doch wie jede Familie hat auch diese ein dunkles Geheimnis, das sich von der Entstehung bis in die Gegenwart fortsetzt. Am Ende ist es der verzweifelte Versuch sich die Menschlichkeit zu bewahren und die Suche nach dem Sinn des Lebens, leicht verpackt und trotzdem die Frage nach dem Sinn des Lebens nicht aus den Augen verlierend. Hinzukommt eine Drama und Krimi Komponente, der Konflikt um Grim Reaper eskaliert, es sind dies verschiedenen Ebenen dieser Geschichte, keine davon halbherzig, sondern harmonievoll verwoben, die die Stärke dieses Buches ausmacht und natürlich die Prise Humor und Mystery Aspekt. Eine Besonderheit ist der Auktoriale, allwissende Erzähler, der das Geschehen aus der ex post, nachträglichen, Sichtweise erzählt. Das verleiht dem Buch, erstaunlicherweise, eine zusätzliche Spannung.
All das wird durch das beindruckende Artwork von Gabriel Hernandez Walta noch unterstrichen. Seine Leichtigkeit des Strichs, nicht immer hält er die Grenzen ein, befreit dadurch jedoch die Panel und gibt dem ganzen einen unverwechselbaren Touch. Er ist ein Meister der Komposition, viele ungeschriebene Momente im Buch selbst, emotionale Regungen der Charakter laufen in den Bilder aber. Der Gemütszustand von Virginia, ihre Isolation, werden eindrucksvoll durch Bilder in Szene gesetzt ohne sie explizit in den Dialogen zu erwähnen.
All das macht dieses Buch zu mehr als einem gewöhnlichen Superhelden Buch, emotional bewegend und alles andere als Oberflächlich. Mit einem Blich für Details und dem solidem Plot gehört diese Buch sicher zu einem “must read” 2016.
Die Farben stammen von Jordie Bellaire und bilden den krönenden Abschluss zum Artwork. Auch hier hat man das Gefühl, das ein Teil analog koloriert wurde, gerade im Hinblick auf die schwarzen, dunklen Flächen, was dem ganzen eine Tiefe und Lebendigkeit verleiht, die es aus dem sterilen Einheitsbreit hervorhebt. Die Farben sind nicht dominant und trotzdem allezeit präsent und markant, wie immer der solide Soundtrack zum Buch.
Diese Buch ist voller Superlativen hinsichtlich des Skripts und des Artworks, eine ganz klaren Kaufempfehlung.
Wem diese Buch gefällt, der sollte vielleicht einen Blink in Serienadaption von Westworld wagen, denn die Themenkreise sind verwand: Bis dahin sollte man sich auf den zweiten und finalen Band von Vision freuen.

Viel Spaß beim Hören der Besprechung zu “Vision: Eine (fast) normale Familie”.

Vision: Eine (fast) normale Familie
Autor: Tom King
Zeichner: Gabriel Hernandez Walta
Farben: Jordie Bellaire
Softcover: 140 Seiten, farbig
Preis: 16,99 EUR
Verlag: Panini

Link Tipps:
Blocking a Scene in a Comic Book | Vision (2015) YouTube

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11 Comments

  1. Hallo Daniel,

    wir ging es ganz ähnlich. Ich habe auch das Video von Strip Panel Naked gesehen und mir sofort das englische Trade von Vision gekauft. Bislang liegt es allerdings noch auf meinem Lesestapel. Ich werde deine tolles Review mal nutzen, um das Buch mal anzufangen. Bin schon total gespannt…..

  2. Die ersten drei Ausgaben (US) von Vision haben mich jetzt nicht so gepackt.
    Ein oder zwei gute Szene, aber sonst war mir alles (auch die Zeichnungen) ein bisschen zu steril.

    1. Siehst du ich finde gerade die Symbolik und den philosophischen Unterton des Skripts so faszinierend. Die Zeichnungen sind doch alles andere als steril 😉

  3. Die Geschichte ist sehr modern erzählt.
    Es ist immer schön zu sehen, was die Helden so nach Dienstschluss machen. Deshalb waren Hawkeye, Ms Marvel und Superior Foes of Spider-Man“ so beliebt.
    Auch die Details , z.B. die Einrichtung des Hauses mit den ganzen Artefakten aus der Welt der Superhelden haben mir sehr gut gefallen.
    Es ist die Vermischung der normalen Welt, mit der phantastischen Welt der Superhelden, die den Reiz dieses Buches ausmachen. Sehr interessant sind auch die Vorurteile der Nachbarn den Visions gegenüber und auf der anderen Seite, der Versuch der Visions sich möglichst korrekt und menschlich zu verhalten. Das fängt schon bei der richtigen Wortwahl an und hört noch längst nicht bei dem 100% sitzenden Hemd auf. Da wird die Perfektion des Androiden sichtbar.
    Es ist eigentlich ein perfektes Comic.
    Mit hat es jedoch trotz allem nicht so zugesagt, weil ich ein etwas anderes Bild von Vision habe. Das hat jetzt nichts mit der Qualität der Geschichte zu tun.

    1. Siehst du da bin ich ganz unbefangen, ich kannte Vision bisher nämlich nicht. Ich glaube das macht den Neueinstieg manchmal einfacher. Bei Runaways ging es mir später ähnlich, die Serie hatte dann nicht mehr den gleichen Charme wie die Stories vob Brian K. Vaughan

  4. Einmal natürlich das erste Auftreten von Vision in Avengers #57.
    Das habe ich vor vielen Jahren in einem Marvel Superband von Williams gelesen. Die Geschichte ist heute noch genauso spannend zu lesen wie damals. Vision war eigentlich immer ein Teamplayer, meistens bei den Rächern. Einen sehr guten Storyarc, Seite an Seite mit Scarlet Witch, Spider-Man, Moondragon und sogar Doctor Doom, der hier mal für das Gute kämpft, bieten die Marvel Team Up Hefte41-44. Die Handlung spielt hier in Salem 1692 zur Zeit der Hexenjagt.
    Besonders tiefgreifende Charakterisierungen findet man hier allerdings noch nicht. Vision hat sich immer über seine Liebe zu Wanda definiert, die ihn als fühlendes Wesen zeigten.

  5. Schade, dass man seine Beiträge hier nicht mehr bearbeiten kann.
    Aber es wird wohl nicht gleich eine “Hexenjagd” ob meiner Rechtschreibung losgehen.

  6. Mein Fazit: Extrem gut, die 10/10 Punkte würde ich unterstreichen. Spannendes Thema in teilweise echt beklemmender und düsterer Atmosphäre und irgendwie auch nicht ganz unaktuell die Problematik, wie verhalten sich (viele) Menschen gegenüber Neuem, Fremdem oder besser Fremden. Grandioses Buch, freue mich auf den zweiten, finalen Teil.

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