Vielen werden den Einstieg in dieses Buch vermutlich über den Umweg “Der Mann, der Lucky Luke erschoss: Hommage 1” oder “Texas Cowboys” finden und das ist gut so. Auf der erste Blick mag dieses Buch vielleicht etwas puristischer wirken, reduzierte Farben, minimalistische Dialoge, wenn auch verpackt in einem wunderschönen Hardcover Band mit dickem griffigen Papier. Doch am Ende ist es ein Beispiel für die extreme Bandbreite die Matthieu Bonhomme auf hohem Niveau künstlerisch abliefern kann.
Daher ist dieses Buch alles andere als Trivial, es zeigt vielmehr deutlich wie man mit wenigen Mitteln eine unheimlich komplexe und facettenreiche Geschichte erzählen kann und das alles ohne große Effekthascherei und romanhafte Texte.
Allein das Skript ist beeindrucken, es erzählt die Geschichte von Hervé einem etwas nerdig veranlagten schüchternen Mann der sich in der Welt nicht recht behaupten kann, bei Frauen schüchtern wird und auch sonst eher mit dem Strom schwimmt als gegen diesen. Dieser wird nun zu einer Besonderheit, alles was er sieht, fühlt, riecht und schmeckt überträgt er in die Wahrnehmung der ganzen Menschheit. Diese nimmt nun plötzlich an seinem Leben teil, ob er es will oder nicht. Das dies zu Problemen ganz eigner Art führt ist klar. Doch Lewis Trondheim erzählt diese Geschichte gewitzt und alles andere als geradlinig und die Art der Probleme kann man sich nicht vorstellen. Dabei mäandert die Handlung nicht sondern überrascht den Leser immer wieder mit neuen Aspekten und Möglichkeiten die sich aus dieser Fähigkeit ergeben. Hervé hat Freunde diese helfe nicht immer wirklich, aber im Stile eines Buddy-Movie bereichern sie die Handlung dann doch ungemein. Kurze knackige Dialoge halten den Leser bei Laune und schläfern ihn nicht ein und tatsächlich wird nur das nötigste gesagt.
Der Rest wird visuell vermittelt, es gibt kein Redundanz und das ist schön. Matthieu Bonhomme zeichnet lebendige Szenarien und Charaktere, die in satten schwarz weißen Outlines daherkommen und akzentuiert durch einen Blauton, der Schatten und Highlights bietet und das Buch bereichert. Die Farben erinnern mich etwas an “Asterios Polyp” von David Mazzucchelli, wobei der Vergleich etwas hinkt, aber ein gespürt dafür vermitteln was einen erwartet.
Autor und Zeichner sind ein tolles Gespann und dieses Buch zeigt das nicht viele Wort oder Farben nötig sind um großartige Geschichten zu erzählen. Oft werden Witze oder dramatische Momente langsam aufgebaut, wirken dann aber umso eindrücklicher und an ganz unerwartet Stellen.
Ein Buch das im Kanon der eingangs erwähnten Bücher unbedingt gelesen werden sollte. Eine wahre Bereicherung und ein Beispiel wie vielfältig und gut Comic sind.
Viel Spaß mit der Podcast-Besprechung zu “Omni Visibilis”.
Omni Visibilis
Autoren: Lewis Trondheim
Zeichner: Matthieu Bonhomme
Farbe: Matthieu Bonhomme
Hardcover: 160 Seiten, farbig
Preis: 20,00 EUR
Verlag: SALLECK PUBLICATIONS – Eckart Schott Verlag
Podcast Tipps:
Texas Cowboys CRFF221
Der Mann, der Lucky Luke erschoss: Hommage 1 CRFF219
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