CoverBewertung 10 von 10

Mark Millar beherrscht es wohl wie kein zweiter, angestaubten Genres neues Leben einzuhauchen. Hier knöpft sich Millar das Thema „Superhelden“ vor und man fragt sich im ersten Moment, was kann man da neues bringen. Superman geht auf die 100 zu, da ist doch sicher schon alles erzählt. Aber eben nur fast, zuerst geht es hier nicht um den „Superman“ und doch birgt das Alter der Figur auch etwas der Beantwortung der Frage. In Jupiter’s Legacy zeigt Millar nicht nur wo diese Superhelden herkommen, sondern er lässt sie auch altern. Soweit nicht wirklich neu, aber was passiert, wenn sie dann noch Familie haben, selbst Kinder, rotznäsige Superhelden und diese von den Idealen der Väter und Mütter abweichen. Erschwerend kommt hinzu, dass sich selbst die Ur-Helden nicht mehr einigen sind, was ihre Ideale und Ziele angeht.
Nicht immer haben die Bücher von Millar besonders viel Tiefgang, oft sind sie nur das “Pilotbuch” für die Verfilmung. Dies liegt zum Teil daran, dass sie actionlastig, gar cineastisch aufgebaut sind. Auch in diesem Buch findet man die angedachten späteren visuellen Effekte, schnelle Schnitte, die eine Verfilmung des Stoffs bieten könnte. Und doch kommt in diesem Buch der politische Ansatz zum Tragen, die hehren Ziele, die lauteren Ideale die vermeintlich verfolgt werden und die am Ende eben nie ganz aufgehen.
Millar geht sogar noch einen Schritt weiter, fast klassisch, bringt er auch die dritte Generation mit ins Spiel, deren Rolle aber der Leser selbst entdecken soll. Interessant ist auch, dass gerade Millar als Brite, die amerikanischen Ideale, the American Way of Life, so in den Vordergrund rückt und sie, vielleicht auch gerade wegen der überhobenen Motivation, scheitern lässt, dadurch aber vielleicht die aktuelle politische Grundstimmung der USA einfängt. Zumindest zeichnet er so eine nicht so entfernte Dystopie, einer möglichen nahen Zukunft, minus „Superhelden“.
Frank Quitely zeichnet in diesem Buch ausdrucksstarke lebendige Charaktere. Man findet in all seinen Zeichnungen nie einen gerade Strich, alles wirkt zwar seltsam klar und doch irgendwie unsauber. Körperhaltung, Gestik und die Dynamik der Bewegung sind seine stärken, sie fängt er auf den Punkt ein.
Peter Doherty koloriert das Buch, liefert mit flachen Farben den ruhigen Soundtrack zum Buch. Doch wer genau hinschaut wird entdecken, dass selbst diese scheinbar flachen Farben, ein dynamische Lebendigkeit haben, kleine Wolken, Wirbel, in der Kolorierung, geben dem ganzen eine gewisse Körnigkeit und hebt sich somit auch farblich, von den auf Hochglanz polierten „gewöhnlichen“ Superhelden ab.

Der zweite und abschließende Teil von Jupiter’s Legacy soll, zumindest in den USA, Mitte 2016 erscheint. Bleibt zu hoffen, dass er wie geplant veröffentlicht wird und dann unmittelbar den Weg zu Panini findet. Ein starkes Buch, bei dem ich auf das Ende, die Prämisse gespannt bin.

Viel Spaß beim Hören der Besprechung zu “Jupiter’s Legacy – Familienbande“.

Jupiter’s Legacy – Familienbande
Autor: Mark Millar
Zeichner: Frank Quitely
Softcover: 140 Seiten, farbig
Preis: 16,99 EUR
Verlag: Panini

Link Tipps:
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 Jupiter's Legacy - Familienbande

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2 Comments

  1. Wirklich toller Band. Mark Millar hat mich jetzt schon zum zweiten Mal hintereinander positiv überrascht. Einmal mit Huck und jetzt mit Jupiters Legacy. Hier geht er wirklich einen oder zwei Schritte weiter und betritt Neuland. Sehr interessant diesen Generationenkonflikt der Superhelden zu sehen. Am ehesten ist es wohl, wenn man den reinen Generationenkonflikt betrachtet, mit Kingdom Come zu vgl. Aber das ist auch anders. Schließlich geht die Umbruchstimmung hier nicht von der jüngeren sondern von der älteren Generation aus. Tolles Werk.

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