Wer dachte die Zeiten der klassischen Frontier / Entdecker Bücher, mit einem Hauch von Wildwestromantik, wären vorbei, der irrt. So altbacken und trocken das Thema auf den ersten Blick scheint, wird man mit dem Buch Manifest Destiny eines besseren belehrt. Die neue Serie aus der Feder von Chris Dingess schafft es die Abenteuerlust der frühen 1800 Jahre einzufangen und gleichzeitig vom biederen, in die Jahre gekommen Charme zu befreien. Es geht um die Forscher Meriwether Lewis und William Clark, zwei Entdecker, die auf einer Expeditionsreise in die unerforschten Gebiete von Amerika sind. Das Unternehmen hat jedoch ein geheime Komponente, sie haben die Missionsorder von Präsident Jefferson erhalten, alle, auf der Route vorkommenden, seltsamen und unbekannte Phänomene zu erforschen. Wer das Cover aufmerksam anschaut wird schnell bemerken, dass dieses Buch jedoch kein gewöhnlicher Entdeckercomic ist, sondern, dass das Unbekannte auf dieser Reise, ein dunkle und bedrohliche Komponente hat. Was jedoch aber ganz klar den Reiz dieser Serie ausmacht. An manchen Stellen wirkt es fast wie ein farbiges “The Walking Dead” und doch würde diese dem Buch nicht gerecht werden und wäre zu kurz gegriffen. Ist es doch die geschickte Verknüpfung von historischem Material, wenn auch sehr frei interpretiert, mythologischen Motiven und eben einer Prise Horror, die sich griechischer Sagenmotive, indianische Tradition und einzelner Elemente von The Walking Dead bis Swamp Thing bedient. Gerade diese Vielfalt ist es , die keine Langeweile aufkommen lässt. Man steht als Leser zwar sprichwörtlich immer etwas auf den Zehnspitzen, ahnt die lauernde Bedrohung und wird dann doch angenehm überrascht. Alles ist dann noch, an den richtigen Stellen, mit einer guten Prise Humor gewürzt. Dieses Buch hat den Anschein historischer Korrektheit, wenn da nicht die Monster wären. Damals mag es ja rau zugegangen sein, aber hier wird es blutrünstig. Ein Axt in einem Schädel und jeder Menge Blut, gehören da fast zum guten Ton.
Das Artwork von Matthew Roberts reflektiert die Zeit und lebt von den ausdrucksstarken und kraftvollen Outlines. Es steckt voller Details, an den richtigen Stellen oder lässt den ruhigen Moment einer Szene, mit minimalistischen Mitteln wirken.
Gegen die starken Outlines kommt die Kolorierung von Owen Gieni fast nicht an. Nicht das diese Mängel oder Defizite aufweist, jedoch gibt sie eher subtil den Ton an und unterstreicht den Rhythmus der Geschichte, dezent und unaufdringlich.
Der erste von vermutlich drei Bänden bildet einen schönen Auftakt. Ein fantastisches Abenteuer beginnt, bei dem man gespannt sein darf in welche Richtung es sich entwickeln wird.
Viel Spaß beim Hören der Besprechung zu Manifest Destiny 1: Flora und Fauna.
Manifest Destiny 1: Flora und Fauna
Autor: Chuck Dixon
Zeichner: Chris Dingess
Kolorierung: Matthew Roberts
Gebundene Ausgabe: 128 Seiten
Preis: 20,00 EUR
Verlag: Cross Cult
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Irgendwie hatte ich beim ersten Hören deines Podcasts so ein bisschen den Eindruck, der Comic geht in Richtung “LOST” – meine absolute Lieblings-Serie – nur eben in anderer Umgebung. Ein bisschen Drama, ein bisschen Mystery, ein bisschen Horror … Auch wenn mich, ähnlich zu dir, das Setting erst ein bisschen abgeschreckt hat. Aufgrund des Podcasts habe ich es mir dann gekauft und muss sagen: das Buch ist fantastisch, tolle Story, spannend, mysteriös, echt super gezeichnet. Band 2 liegt schon daheim. 🙂 Toller Tipp!