Marvels Loki, der seit 1949 sein Unwesen treibt, ist eine ziemlich düstere Figur, die aber gerade wegen ihrer intellektuellen Fähigkeiten, besonders heimtückische und egozentrische sein kann. Vielleicht war es gerade dieser negativ konnotierten Aspekte, der Marvel dazu veranlasst hat, ein Neustart der besonderen Art durchzuführen. Mit diesem Buch gelingt Al Ewing dann der Spagat, sowohl am alten Charakter festzuhalten, als auch völlig neue Facetten zu offenbaren. Eines vorweg, gerade die neuen Seite machen den größten Reiz dieses Buches aus und zeigen wie spannend und vielseitig, die vielleicht ansonsten eher zum Statisten verurteile Figur, geworden ist. Eigenarten von Loki die aus der nordischen Edda Saga stammen werden dabei nur gestreift, also kein Angst, man bekommt in diesem Buch keine staubtrockene Materie serviert, eher das Gegenteil ist der Fall, an vielen Ecken verströmt er Witz und Esprit.
Der auf drei Bücher angelegte Handlungsstrang, der erstmalig nur auf Loki zugeschnitten Serie, macht Lust auf mehr. Jedes einzelne Heft in diesem Buch könnte unterschiedlicher nicht sein. Mit vielen überraschenden Idee treibt Ewing die Handlung voran, mal witzig, mal dramatisch oder klassisch mythologisch angehaucht. Er vergisst dabei die Wurzeln von Loki nicht, verjüngt und modernisiert ihn, was die Figur um einiges interessanter werden lässt. Loki ist ein Geheimagent im Dienste des neuen Asgardia, im Auftrag der Allmutter, wobei er natürlich seine eigenen Interesse nie aus den Augen verliert. Er ist und bleibt, auch in diesem Buch, ein gerissener Prinz der Lügen, der jetzt aber wesentlich sympathischer daherkommt.
Das Buch wurde von Lee Garbett gezeichnet, der es schafft unterschiedliche Stile und Eigenarten, in jedem der fünf Akte ( Hefte) in diesem Buch einfließen zu lassen. Jede einzelne Etappe bekommt daher einem ganz eigenen Ton, was passt und nicht verwundert, springen wir doch mit Loki selbst immer wieder durch die Zeit.
Das Artwork ist dann noch auf einem eher untypischen Papier für Marvel /Panini gedruckt, es ist rauer und glänzt nicht so aufdringlich. In meinen Augen eine gute Entscheidung, bekommen die Bilder dadurch eine zusätzlich tiefe und angenehme haptische Note. Ich hoffe man bleibt im Hause Panini dabei und verabschiedet sich vom glatten, hochglänzenden Papier.
Loki ist keine angestaubte und in die Jahre gekommene Figur mehr, er ist frischer denn je und legt einen hervorragenden Start mit diesem ersten von drei Büchern hin. Wer dann immer noch nicht genug hat, bekommt, an vielen Stellen in diesem Buch vom Übersetzer Stefan Pannor charmant eingefügt, diverse Tipps zur weiterführenden Comiclektüre. So macht Comic lesen Spaß.
Viel Spaß beim Hören der Besprechung zu “Loki: Bd. 1: Liebesgrüße aus Asgard”.
Loki: Bd. 1: Liebesgrüße aus Asgard
Autor: Al Ewing
Zeichner: Lee Garbett
Softcover: 124 Seiten, farbig
Preis: 14,99 EUR
Verlag: Panini
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Der Titel “Liebesgrüße aus Asgard” leitet sich bestimmt von dem James Bond Film “Liebesgrüße aus Moskau” ab. So kann man sich den Agenten vlt. herleiten.
das könnte in der Tat sein
Wenn du dich generell für nordische Mythologie etc. interessierst, ist vielleicht auch “The Life Eaters” von David Brin und Scott Hampton etwas für dich, auch dort spielt Loki eine wichtige Rolle. Und Nazis kommen auch vor 😉 Wie es aussieht, ist der Titel bei Cross Cult leider verlagsvergriffen, aber über Vertrauenscomicladen oder das Internet bestimmt noch irgendwo zu bekommen…
Danke für den Tipp, ich werde beim nächsten Besuch im Comic Laden mal Ausschau halten.