Man nehme eine der bisher eigentlich weniger populäre Figur aus dem Marvel Universum und hauche ihr mit kreativen und frischen Künstlern neues Leben ein. Heraus kommt eine attraktive und reizvolle Figur wie Black Widow, die von Talenten wie Nathan Edmondson und Phil Noto gekonnt in Szene gesetzt wurde. Dabei ist Black Widow a. k. a. Natasha Romanoff ihr Zeichen Avenger und Agentin von SHIELD nicht mehr so jung, wurde sie doch bereits 1964 von Altmeister Stan Lee erfunden und befindet sich mit diesem Run in ihrem 5ten Zyklus. Die Besonderheit dieser Figur, sie kämpft auf der einen Seite gegen ihre Vergangenheit, als ehemalige KGB Agentin und hält sich aktuell mit Auftragsmorden über Wasser, arbeitet dabei aber für SHIELD.
Edmondson beherrscht sein Fach als Autor wie nur wenige und das zeigt dieses Buch mehr als deutlich. Dieser Sammelband umfasst die ersten 6 Hefte, dieser in den USA immer noch erfolgreichen laufenden Serie und ist, da es ein neuer Zyklus ist, bestens geeignet für Quereinsteiger und Neulinge. Man muss weder etwas über die Figur Black Widow wissen, noch wird man beim Lesen genötigt, sich noch mit weiter Büchern oder Heften in diverse Handlungsstränge einzulesen, um die Geschehnisse richtig zu verstehen und einzuordnen. Gerade die ersten 3 Hefte haben eher den Charakter von One Shot, erleichtern somit den Einstieg und machen Lust auf mehr. Das Grundsetting erinnert etwas an den Film „Cross Point Blank“ und auch sonst sind die Inspirationenquellen, derer sich Edmonson bedient, wohl eher kein Geheimnis. Der Titel „Schuld und Sühne“ erinnern an das gleichnamige Buch von Dostojewski und dieser Vergleich ist, im Hinblick auf das moralische Dilemma in dem sich Natasha befindet, auch nicht von der Hand zu weisen. Der Name Romanoff und auch Teile der Geschichte, lassen dann Bezüge zur Zarenfamilie „Romanow“ aufkommen und doch ist die Geschichte weder allzu vorhersehbar oder gar langweilig. Sie wird in einem hohen Tempo erzählt und hat die gleiche Faszination wie ein Action – Krimi gleich, ob Film oder Serie. Die Geschichte selbst findet mit diesem Buch einen schönen Abschluss, ohne dabei selbst das Ende zu sein.
Neben dem guten Script ist aber auch das Artwork von Phil Noto für den Erfolg dieser Serie verantwortlich. Die Illustrationen können sicher mit denen eines David Aja (Hawkeye) mithalten, haben aber ihr ganz eigenen Charme. Sie überraschen mit einer Fülle an zeichnerischen Details, kreativen Ideen und wirken an manchen Stellen eher wie ein Gemälde, als eine Illustrationen in einem Comic. Dieser experimentierfreudige und stark kunstlastige Anklang kommt nicht von ungefähr, stellt Noto doch seine Arbeiten in diversen Galerien, in den Metropolen dieser Welt aus. Auch wenn die Illustrationen sicher Digital erschaffen wurden, haben sie doch einen Charme der sonst eher auf traditionellem, analogem Weg erreicht wird.
Insgesamt ein sehr spannender und interessanter Auftakt, dieser neuen Soloserie rundum Black Widow, die durch ihr gutes erzählerisches Timing und das Artwork besticht. Nur Mut, starke Frauen haben durchaus ihren ganz besonderen Reiz! Ideal auch für Neueinsteiger.
Viel Spaß beim Hören der Besprechung zu “Black Widow: Bd. 1: Schuld und Sühne“.
Black Widow: Bd. 1: Schuld und Sühne
Autor: Nathan Edmondson
Zeichner: Phil Noto
Kolorierung: Phil Noto
Softcover: 148 Seiten, farbig
Preis: 16,99 EUR
Verlag: Panini Comics
Podcast Tipps:
Hawkeye: Megaband 1: Mein Leben als Waffe – CRFF132
Ms. Marvel: Bd. 1: Meta-Morphose – CRFF139
Elektra 1 – Blutlinien – CRF143
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Ich habe das Comic zwar nicht gelesen, aber durch den Podcast habe ich Lust bekommen mal wieder meine Dostojewski Bücher rauszuholen.
Sind nach wie vor noch lesenswert, nur bei den Namen der Personen komme ich immer durcheinander. Ein sehr gutes, „historisches“ Comic habe ich gerade eben fertiggelesen. „Der Boxer“ von Reinhard Kleist. Wirklich sehr bewegend.
Ja, „Der Boxer“ fand ich auch super!
Ist zwar off topic, aber ich weiß nicht wo ich es sonst unterbringen soll:
Gerade ist auch wieder ein tolles Comic um einen Boxer erschienen.
Blue Note im Splitter Verlag.
Wirklich brillant gezeichnet.
Musst Du dir mal anschauen, Helge.