CoverBewertung 10 von 10

Hawkeye gibt es tatsächlich nicht erst seit Matt Fraction und er ist auch nicht der Jüngste im Marveluniversum, immer hin wurde er bereits 1964 von Stan Lee ins Leben gerufen. Die Besonderheit bei diesem Buch ist jedoch, dass es Matt Fraction gelungen ist, Hawkeye neues Leben einzuhauchen und ihn vom Staub der Jahre zu befreien. Selten wirkte eine Figur so frisch und spritzig wie in diesem Fall. Fraction beginnt diesen Run mit ein paar vermeintlichen One Shots, die sich aber schnell als Teil einer größeren Geschichte entpuppen, die den Einstieg unmittelbar erleichtern und so maximales Vergnügen ganz ohne Vorkenntnisse versprechen.
Diese Verjüngung ist sicher nicht allein der Verdienst von Fraction selbst, ganz im Gegenteil, das Artwork von David Aja krönt dieses Meisterwerk. Aja in seiner Art zu illustrieren, seinem Stil, etwas an Darwin Cook (Parker: The Hunter) ohne ihn dabei zu kopieren, denn seine Illustrationen haben ihren ganz eigenen Charme. Dabei sind die Zeichnungen eher schlicht, klar, einfache Linien, ein durchdachtes Layout. Auf den ersten Blick wirken die Zeichnungen jedoch sehr grob, jedoch zeigt es sich dann frisch und packend. Fraction hat einen “Typen von neben an” mit Hawkeye geschaffen, der zwar auch für ordentlich Wirbel sorgen kann, aber doch öfter auch den Kürzeren zieht und dabei eine Menge Prügel einstecken muss. Gerade diese Verletzlichkeit macht unseren Protagonisten so reizvoll, hebt im deutlichen vom Mainstream ab. Obwohl Hawkeye ein Superheld / Mitglied der Avenger (Rächer) ist, ist diese Figur überraschend attraktiv auch für diejenigen, die sonst nichts mit Superhelden anfangen können. Hawkeye mach Fehler und das an mehr als einer Stelle, das ist sympathisch, weil ungewöhnlich.
Doch nicht nur Clint Barton, als Hawkeye, kann glänzen, sondern auch Kate Bishop, die die „Vertretung“ ist, glänzt gerade in den Dialogen, mit viel Witz und Charme. Überhaupt ist diese Serie mit einer Menge aberwitziger Momente, einer Prise Action und gutem Drama gespickt.
Wie viel der richtige Zeichner ausmacht zeigt sich, wenn man sich die anderen Zeichner im Buch anschaut, gerade im Kontrast zu Javier Pulido, ist der Unterschied deutlich sichtbar. Ein besonderes Highlight dieses 11 US Hefte umfassenden Buches ist jedoch, Heft Nummer 10, das von Francesco Francavilla (Afterlife with Archie: Escape from Riverdale), in einem sich vom übrigen Buch stark abweichenden Stil, gezeichnet und koloriert wurde. Ansonsten hat Matt Hollingsworth die Hefte koloriert, in minimalistischen Farben Lilatöne auf der einen Seite und Brauntönt auf der anderen Seite. Es ist fast erschrecken, wie unheimlich packend diese reduzierte Farbpalette ist. Oft ist es aber auch die spannende und ungewöhnliche Panelanordnung die den Leser immer wieder auf neue zu begeistern vermag.
Hawkeye hat zahllose Nominierungen und Auszeichnungen erhalten, so hat er unter anderem für die Ausgabe 11 „Pizza Is My Business“ den Eisner Award “ Best Single Issue or Story“ bekommen.
Hoffentlich lässt der nächste Megaband nicht lange auf sich warten, Matt Fraction hat jedenfalls seinen Run Hawkeye mit Heft 22 in den USA beendet.
Nur am Rande sei erwähnt, dass kein geringerer als Jeff Lemire mit All-new Hawkeye 2015 diesen Erfolgsrun von Fraction übernommen hat, man darf also gespannt sein wie sich diese großartige Serie entwickeln wird.

Viel Spaß beim Hören der Besprechung zu „Hawkeye: Megaband 1: Mein Leben als Waffe“.

Hawkeye: Megaband 1: Mein Leben als Waffe
Autor: Matt Fraction
Zeichner: David Aja, Javier Pulido, Steve Lieber, Annie Wu, Francesco Francavilla
Kolorierung: Matt Hollingsworth, Francesco Francavilla
Softcover: 240 Seiten, farbig
Preis: 24,00 EUR
Verlag: Panini Comics

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Hawkeye: Megaband 1: Mein Leben als Waffe

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6 Comments

  1. Wirklich ein Highlight, dass in jede Comicsammlung gehört.
    Die Zeichnungen schaffen eine schön melancholische Atmosphäre.

  2. Gerade heute wurdest Du mal wieder von einem User im Panini Forum erwähnt. Das wollte ich dir nicht vorenthalten:
    hawkguy also… :hawk:

    was ein toller und inhaltlich bodenständiger band das doch geworden ist. dieses gute stück hat man ja mal ganz fix durchgelesen und erfreut sich dabei nicht nur an einer superhelden-story die kaum die klassischen superheldeninhalte auspacken muss, sondern bekommt dabei einen artworkstyle der seines gleichen sucht. sehr technisch (sowohl inhaltlich als auch methodisch), verspielt, individuell, erinnerungswürdig und schlicht. einfach toll.

    die story ist für gelegenheits-marvelleser super geeignet und ich kam deshalb auch ganz gut damit klar. besonders die zeitsprünge möchte ich mal als positives beispiel für geschichten dieser art hervorheben. eigentlich muss man nicht viel vorwissen hierfür mitbringen; außer vllt was ein rächer ist und das hawkeye dazu gehört. wer seine geschichten mit black widow, seiner ex-frau (kannte ich nicht), spider-woman (kannte ich auch nur von diversen covern) und hawkeye 2 (?!) kennt, hat bestimmt aber noch etwas mehr spaß.
    auch wenn sie mich arg an daniel craigs bond erinnert, ist die geschichte namens „das band“ meines erachtens nach die schwächste im band; sowohl zeichnerisch als auch inhaltlich.

    sehr empfehlen kann ich übrigens das entsprechende review von „comic review“.

    und ja der band ist sehr sehr gut, aber ist er ein meisterwerk? das beste was ich je gelesen habe? eher nicht. dafür stecke ich zu wenig der materie. sobald ich mir die tage mal den zweiten megaband von green arrow durchgelesen habe, bin ich mal auf den direkten vergleich gespannt.

    der zweite band wurd ja glücklicherweise bereits angekündigt. auch wenn ein megaband von der anschaffung her immer erstmal teuer ist, so ist das preis-leistungsverhältnis, so wie hier, meist großartig.

    gruß
    andi Immer

    1. cool, schön zu sehen, dass das Angebot von Comic Review sich immer weiter herumspricht, „Werbung“ der Hörer / Nutzer ist ja immer das beste Aushängeschild!

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