CoverBewertung 8 von 10

Es ist die Vorgeschichte zu “Das Cape”, die in “Das Cape 1969” erzählt werden soll und das ist sie am Ende auch, wenigsten zum Teil. Den ein kleines Manko dieser Geschichte ist, dass der Fokus dann doch eher auf Seiten der Kriegsgeschichte liegt, was aber durch die beeindruckende Kolorierung und Zeichnungen von Nelson Daniel wettgemacht wird.

Auch hier, wie schon im ersten Teil von “Das Cape”, ist der Name Joe Hill deutlich sichtbar und offensichtlich verkaufsfördern auf dem Buch aufgedruckt. In der Tat hat er jedoch, mit diesem Comic wenig zu tun, hat allenfalls als Editor an diesem Buch mitgewirkt. Ist dies ein Problem, nein, doch ist es Schade, dass hier offensichtlich der Name lediglich verkaufswirksam genutzt wird, obwohl Joe Hill “nur” die gleichnamige Kurzgeschichte “The Cape” geschrieben hatte und, soweit mir bekannt ist, noch an einem One Shot Comic mit dem gleichen Titel gearbeitet hat, aus dem später der erste Teil dieser Reihe, als Mini Serie in 4 Heften, entstanden ist. Es ist daher leider nicht die kongeniale Verbindung von Autor und Zeichner, wie im Fall von “Locke & Key”, in der Joe Hill sein ganzes Talent als Geschichtenerzähler, gemeinsam mit Gabriel Rodriguez, ausspielen kann. Hier ist das Team Jason Ciaramella und Nelson Daniel, wobei die erste Seite des Buches noch vom Zeichner des ersten Bandes Zach Howard gezeichnet wurde.

Nelson Daniel hat einen beeindruckenden, sehr ausdrucksstarken Zeichenstil, der gerade in dieser Geschichte, die stark vom Vietnamkrieg geprägt Handlung, die einzelnen Etappen perfekt in Szene setzt und illustriert. Die Bilder sind oft sehr emotional geprägt und die Farbpalette des Jungles tut ein übriges, reicht sie doch von gelb, braun zu grün und kann wahrhaft überzeugen, ist stimmig und vermittelt eine ganz eigene düstere Atmosphäre. Schatten werden durch ein Druckraster verstärkt, was ein sehr dynamisches Bild ergibt und den düsteren Grundton verstärkt.

Wenngleich die Geschichte selbst, etwas hinter ihren selbst gesteckten Zielen zurückbleibt, soll es doch die Vorgeschichte zu “Das Cape” sein, handelt sie diesen Punkt lediglich in einer Handvoll Panel ab. Hinzukommt, dass die eigentlich Übertragung der Kräfte noch offen bleibt, denn nimmt man die beiden Protagonisten und ihr Handeln, fragt man sich als Leser, wie diese Macht auf das Abzeichen kam. Auch der erste Träger dieser Gabe, bleibt eigentlich im dunkeln, taucht kurz auf, spiele eine kurze, wenn auch nicht ganz unwichtige Rolle und verschwindet mehr oder weniger wieder. Trotzdem ist es eine gute Geschichte, das Original, also der Band “Das Cape” schwingt im Ton der Erzählung mit und vielleicht entdeckt man beim erneuten Lesen doch noch ein paar tiefere Verbindungen zwischen Vater und Sohn. So bleibt der Hauptfokus eben doch auf einer besseren Kriegsgeschichte, in der Gordon Chase mit einem Rettungshubschrauber abstürzt und sich erst durch den Junge schlägt und dann in Gefangenschaft um sein Überleben kämpft. Wie schon gesagt, das mystische, magische oder okkulte Element kommt hier eher zu kurz und ist fast nur eine Randerscheinung. Der innere Konflikt von Gorden Chase ist da schon deutlich interessanter, wir aber meiner Meinung nach auch nur kurz gestreift. Die Geschichte entwickelt sich schnell von eine scherzhaften Rangelei im Krieg, zu einer ziemlich düsteren Geschichte, um Leben und Tod. Hier und da hat man zwar das Gefühl, Jason Ciaramella hätte sich auch etwas mehr Zeit beim erzählen lassen oder der Geschichte etwas mehr Substanz verleihen können, wirkt sie an manchen Stellen doch etwas schnell und überhastet erzählt, ohne in die Tiefe zu gehen, was die Geschichte ohne weiteres hätte hergeben können.

Auch wenn der Anteil von Joe Hill sich in Grenzen hält, ist es eine gute Geschichte die vor allem vom phantastischen Artwork lebt. Nelson Daniel glänzt hier wirklich und man möchte gern mehr von ihm sehen. Das diese Vorgeschichte zu “Das Cape” etwas dünn war, kann man so leicht verschmerzen. Vielleicht kommt ja früher oder später noch eine Fortsetzung der Geschichte rund um das Cape. Es bleibt am Ende eine gute, kleine “War Story” die auch ohne “Das Cape” prima auskommt, vielleicht dann sogar noch besser gewesen wäre. Wer mehr von Nelson Daniel sehen möchte der kann bei Road Rage von Stephen King & Joe Hill, die im übrigen Vater und Sohn sind, reinschauen. Wer mehr von Joe Hill sehen möchte und “Locke & Key” noch nicht kennt, dem sei diese Geschichte in 6 Bänden empfohlen.

Viel Spaß beim Hören der Besprechung zu “Das Cape 1969”.

Das Cape 1969
Autor: Joe Hill & Jason Ciaramella
Zeichner: Nelson Daniel & Zach Howard
Brochiert: 104 Seiten, farbig
Preis: 14,99 EUR
Verlag: Panini Comics

Auf Amazon kaufen:
Das Cape: Bd. 2: 1969 Locke & Key, Band 1: Willkommen in Lovecraft Road Rage

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